BCKategorie 08.11.2017 09:18:51 Uhr

Gisela Agnes von Rath (1669-1740)

Gisela Agnes von Rath wurde am 9. Oktober 1669 in Kleinwülknitz geboren und entstammte einer alten lutherischen Landadelsfamilie. Auf dem Neujahrsempfang im Januar 1691 kam es zur ersten persönlichen Begegnung von Gisela Agnes mit dem noch unter Vormundschaft stehenden Fürsten Emanuel Leberecht von Anhalt-Köthen. Dieser war so von ihr beeindruckt, dass er ihr bald einen Heiratsantrag machte. Nach anfänglichem Zögern heiratete sie als 22-Jährige den jungen Fürsten am 30. September 1692.

Diese Heirat löste große Proteste beim reformierten Fürstenhaus aus, denn Gisela Agnes war nicht nur „niederen Standes“ sondern auch Lutheranerin. Trotz aller Schwierigkeiten behauptete sie sich. Ihr Gatte ließ sie 1694 vom Kaiser zur „Reichsgräfin von Nienburg“ erheben und erreichte, dass ihre Nachkommen rechtmäßige Erben in Anhalt-Köthen wurden. Die Fürstin setzte sich für die Belange der lutherischen Bürger ein und am 9. Oktober 1694, ihrem 25. Geburtstag, wurde der Grundstein für die dem Lamm Gottes (agnus dei) zu Ehren genannte Kirche St. Agnus gelegt, deren Name vielleicht auch auf die Kirchenpatronin hinweisen soll. Im selben Jahr wurde eine eigene lutherische Schule gegründet. 1699 konnte die Kirche feierlich eingeweiht werden und erhielt 1713 ein lebensgroßes Epitaph der Stifterin (gemalt von Antoine Pesne).

Während ihrer „Höchstvergnügten Ehe“ wurde Gisela Agnes „von Gott mit 6 fürstlichen Kindern als dreyen Prinzen und dreyen Prinzessinnen gesegnet“, von denen zwei sehr früh verstarben. Für den Sohn Leopold (1694-1728), der ab 1715 Anhalt-Köthen regierte, übernahm sie ab 1704, nach dem Tode des Fürsten, die Vormundschaft.

Der Tod Emanuel Leberechts veränderte das Leben von Gisela Agnes grundlegend. Sie wurde im Alter von 35 Jahren zu einer Witwe mit Regierungsverantwortung. 1711 gründete sie einen Damenstift in der Köthener Stiftstraße. Dieses Gisela-Agnes-Stift war nur „tugendhaften, adeligen ... Frauenzimmern Lutherischer Confession“ vorbehalten, die hier eine entsprechende Versorgung fanden. Mit der Volljährigkeit Leopolds endete nach elf Jahren ihre Vormundschaft. Gisela Agnes übergab ihrem Sohn das Land in wirtschaftlich gutem Zustand.

1715 zog Gisela Agnes nach Nienburg, ihrem Witwensitz, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte und am 12. März 1740 verstarb. Beigesetzt wurde sie in der Fürstengruft der Kirche St. Jakob.


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