Merzien
Merzien liegt 4,8 km östlich von Köthen. Zusammen mit den unmittelbar im Umland liegenden Orten Hohsdorf und Zehringen bildet Merzien die Ortschaft Merzien, die seit dem 30. Juni 1994 zur Stadt Köthen (Anhalt) gehört.
Geschichtliche Fakten
Einst als Morzym, Märzin, Mertzschin oder Merzin in dem Ortsnamenbuch des Mittelelbgebietes aufgeführt, wurde erstmals um 1347 bei einem Kaufgeschäft das "Dorf Mortzun" urkundlich erwähnt.
1614 | Fam. von Schlegel im Besitz des Lehns Merzien Entstehung des Gesamtlehen Zehringen-Merzien |
1681 | Gründung einer Bäckerei (späteres Kaffeehaus) |
1772 | Ende der zwei berüchtigsten Hungerjahre |
1781 | Aufkommen der heutigen Schreibweise "Merziens" |
1830 | Einrichtung der "Grünbergschen Lehranstalt für Knaben" (1846 Schließung) |
um 1831 | Umzug des Eigentümers der Schafzuchtanstalt Carith samt Merinoschafherde nach Merzien |
1853 | Errichtung eines neuen Schulgebäudes |
1899 | Neubau der Dorfkirche |
1920 | Gründung des Vereins Fußballvereinigung 1920 Merzien e.V. |
1932 | Beleg einer Siedlung in der frühen Eisenzeit durch archäologische Funde |
1942 | Gründung einer örtlichen Feuerwehr |
1994 | Eingemeindung von Merzien mit seinen Ortsteilen Hohsdorf und Zehringen in die Stadt Köthen (Anhalt) |
2002 | der Gutshof wird zum Reiterhof |
2003 | Abriss der alten Schäferei |
Kultur + Sehenswürdigkeiten
Kulturell von großer Bedeutung ist die Dorfkirche. Die ursprüngliche Kirche aus Backsteinen mit einer Eingangshalle aus Fachwerk wurde 1898 abgerissen und ein Jahr später im neoromanischen Stil neu errichtet. Als bauliche Besonderheit gilt der im Osten angebaute Kirchturm. Doch auch die Orgel der Firma Rühlmann mit mechanischer Traktur von 1880 sowie der Altar und der Taufstein aus dem Jahr 1899 sind sehenswert. In den Jahren 1998 bis 2003 wurde die Kirche saniert. Einschusslöcher aus dem II. Weltkrieg sind daher heute nur noch anhand der helleren Farbe der neu eingesetzten Steine erkennbar.
Der die Dorfkirche früher umgebende Friedhof wurde an den Ortsrand verlegt. Eine Neugestaltung der darauf befindlichen Trauerhalle und des Gedenksteins fand vor wenigen Jahren statt. Jener Stein markiert die Ruhestätte von zwei polnischen Bürgern und zwei deutschen Soldaten, die im II. Weltkrieg gefallen sind.
Sehenswert sind in Merzien unter anderem die zwei vorhandenen Bockwindmühlen aus dem 19. Jahrhundert. Beide liegen etwas außerhalb des Ortes in Richtung Hohsdorf bzw. Quellendorf auf der rechten Seite und befinden sich in Privatbesitz. Die nördliche Mühle wurde 1868 erbaut. Sie war bis 1949 in Betrieb bevor ihr das Flügelkreuz samt Flügelwelle abgenommen und die Anlage modernisiert wurde. Heutzutage ist sie noch gelegentlich elektrisch für das Mahlen von Schrot in Gebrauch. Die südlich gelegene 1886 erbaute Bockwindmühle ist seit 1953 jedoch außer Betrieb und verfällt zunehmend.
Parks + Natur
Der Merziener Busch ist einer von drei Restwäldern, welche einst ein zusammengehörendes Waldgebiet entlang der Ziethe bildeten. Heute befindet sich der Merziener Busch in privater Hand.
Womöglich nach dem Vorbild des Wörlitzer Parks entstanden, befindet sich der 94 Hektar große Merziener Park im östlichen Teil des Ortes in der Nähe des Gemeindehauses. Dieser begrenzt den Park im Süden. Die westliche Grenze bildet die Dorfkirche mit der vor kurzem sanierten Friedhofsmauer während im Norden der Merziener Busch und im Osten ein Wohnhaus mit alten Stallungen und die ehemalige Dorfschule an den örtlichen Treff- und Veranstaltungspunkt angrenzen. Der Hügel im Nordteil des Parks - von den Merzienern auch liebevoll "Motte" genannt - ist mit seinen ca. 16 m Durchmesser und den 3 bis 4 m Höhe wahrscheinlich der Rest einer frühdeutschen Befestigungsanlage. Ein ehemals wasserführender Ringgraben um die Erhöhung ist heute vollständig verfüllt. Der Park reizt mit seinem Volleyballplatz, den Bänken und der kleinen Bühne zum Sport treiben, Ausruhen und Verweilen.
Ein weiteres Fleckchen zum Erholen ist der tiefste Punkt im Norden des Dorfes, die so genannte "Wasserstadt". Das dort befindliche unter Naturschutz stehende Teichbiotop stellt ein beliebtes Ausflugsziel vieler Merziener dar. Gebildet wird es von zwei Teichen, welche durch einen Überlauf miteinander und mit der Ziethe verbunden sind. Die unterschiedlichsten Wasservögel können bei einem kleinen Rundgang um den Teich beobachtet und die Ruhe der Natur genossen werden.
Wirtschaft
Die Wirtschaft Merziens umfasst neben der Gaststätte und Pension Zur Erholung und der WIMEX Agrarprodukte Import und Export GmbH überwiegend Dienstleistungsgewerbe. Des Weiteren verfügt der Ort über die weithin bekannte Pferde-Pension von Arno Hildebrandt.
Bekannte Personen aus Merzien
- Pfarrer Jutzlar - ab 1765 in Merzien tätig, verstorben Februar 1810
- Enno Sander - namhafter Pharmazeut in Amerika, Schüler in der Grünbergschen Lehranstalt 1848
- Bernhard Heese - Dessauer Heimatchronist
- Guts-/Lehnbesitzer:
- Fürst Albrecht II. und Waldemar I. von Anhalt
- Familie von Schlegel
- Herren von Thünen
- Familie Strandes
- Amtmann Behmer (Zuchtschäferei)
Sport + Freizeit
- Fußballvereinigung 1920 Merzien e.V.
- Kirchenchor
Regelmäßige Veranstaltungen in Merzien
- Osterfeuer auf dem Sportplatz
- Kinderfest (jeweils im Juni)
- Parkfest und Sommernachtsball (jeweils in den Sommermonaten)
- Oldtimertreffen und Kirschfest (jeweils am letzten Wochenende im Juni)
- Halloween (immer am 31.10. des Jahres)